Am 21. Januar 1889 wird Karl Hermann Glöckner in Cotta bei Dresden geboren. Von 1904 bis 1907 absolviert Glöckner eine Lehre als Musterzeichner in einem Entwurfsatelier für Textilien in Dresden. Nach vorzeitigem Abschluss der Lehre arbeitet er dann bis 1910 als Musterzeichner. In dieser Zeit, aber auch schon während der Lehre, werden Abendkurse an der Kunstgewerbeschule belegt, wo ein erster Kontakt zu dem Lehrer Karl Rade entsteht. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges ist Glöckner wieder als Musterzeichner in Dresden tätig. Bei der Musterung vorerst wegen Untauglichkeit zurückgestellt, muss er Anfang 1915 doch in den Krieg und kämpft an der Ost- und Westfront; die künstlerische Arbeit kommt zum Erliegen. Nach dem Krieg wohnt Hermann Glöckner wieder in Dresden, verdient seinen Unterhalt als Modezeichner. 1919 zeigt die Künstler-Vereinigung Dresden im Geschäftszimmer Glöckners Bild „Junger Mann“. Das ist seine erste Ausstellung. Ab 1920 nimmt Hermann Glöckner wieder die freie künstlerische Arbeit auf und geht bis 1923 in die Abendkurse der Akademie. Ein zweiter Versuch, Aufnahme an der Akademie zu finden, scheitert an der Ablehnung durch Ludwig v. Hofmann. Zur gleichen Zeit lernt er den avantgardistischen Künstlerkreis um Dr. Felix Bondi kennen. Bondi ist Geheimer Justizrat und Vorsitzender des Museumsvereins und ein Förderer der Kunst. Bei ihm treffen sich bis 1934 u. a. Adolf Hölzel, Paul Klee und Wassily Kandinsky. 1924 kann Hermann Glöckner an der Akademie bei Otto Gußmann sein Studium aufnehmen, wo er u. a. mit Hans Grundig und Wilhelm Lachnit zusammen arbeitet. Bereits nach einem Jahr verlässt Glöckner die Akademie und malt wieder als freier Künstler. Im Herbst 1927 hat er seine erste richtige Ausstellung in der Galerie Hartberg in Berlin. Es werden einige Bilder verkauft, und die Kunstkritik berichtet positiv. Hieraus entstand auch die Bekanntschaft mit dem Kunstschriftsteller Julius Meier-Graefe. 1927 wird Glöckner in den Deutschen Künstlerbund aufgenommen. Mit einer Ausstellung 1930 bei Heinrich Kühl in Dresden beschließt Glöckner den ersten Abschnitt seiner künstlerischen Entwicklung. Ab 1930 entsteht das sogenannte Tafelwerk bis 1937. Hermann Glöckner tritt der „Dresdner Sezession 1932“ bei und beteiligt sich an deren Ausstellungen 1932/33. Es entstehen von 1936 bis 1938 die „Dächerbilder“ und erste räumliche Faltungen.
Nach dem Machtantritt von Hitler zieht sich Glöckner zunehmend zurück. Seine letzte Ausstellungsbeteiligung beim Deutschen Künstlerbund 1936 in Hamburg wird geschlossen; der Künstlerbund aufgelöst. Zusammen mit seiner Frau erlebt er die Dresdner Bombennacht am 13. Februar 1945, in der auch ein Teil seiner Arbeiten verbrennt. Nach dem Krieg bezieht Hermann Glöckner sein Atelier im Künstlerhaus Dresden-Loschwitz und arbeitet am Hygiene-Museum, wo er Lehrtafeln fertigt. Für kurze Zeit wird er gestaltendes Mitglied der Künstlergruppe „der ruf“ und beteiligt sich an der Allgemeinen Deutschen Kunstausstellung. 1947 zeigt Hermann Glöckner erstmals seine Tafeln in der Galerie Heinrich Kühl und ist in der Kunstausstellung Dresdner Künstler vertreten. Erste staatliche Anerkennung erfährt Glöckner 1948, als er bei der zweiten Ausstellung „der ruf“ in den Staatlichen Kunstsammlungen beteiligt ist und noch im selben Jahr das Bild „Rote Dächer“ durch die Kunstsammlungen erworben wird; 1950 wird das „Selbstbildnis“ für die Galerie Neue Meister gekauft. Es folgen in den Jahren bis 1954 vier weitere Ausstellungsbeteiligungen in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sowie den Städtischen Kunstsammlungen Görlitz, danach beim Deutschen Künstlerbund in Frankfurt a. M. 1955, Düsseldorf 1956, Berlin 1957 und bei der Sezession in München 1957, in Baden-Baden und Dresden auf der 4. Deutschen Kunstausstellung 1958 sowie an der Großen Berliner Kunstausstellung 1959. Durch die zunehmende Ablehnung formalistischer Kunst rückt Glöckner Künstlerfreunden näher, die er vor allem in Hans Theo Richter und Josef Hegenbarth findet. Ab 1956 beginnt er wieder an seinem Tafelwerk zu arbeiten. Dabei werden auch ältere Tafeln überarbeitet und neue plastische Modelle entwickelt. In der zweiten Hälfte der 60er Jahre konzentriert sich Glöckner wieder auf die Tafeln und studiert die Farbenlehren von Goethe und Itten. In Dresden richtet ihm das Kupferstichkabinett anlässlich seines 80. Geburtstages eine größere Einzelwerkschau ein, in der 60 Tafeln gezeigt werden. Die Ausstellung erregt aufgrund ihrer Abweichung von der staatlich sanktionierten Kunst gleichsam Bewunderung – insbesondere bei den Künstlern – und Ärger bei den Kulturfunktionären des SED-Staates. Trotzdem vermittelt die Exposition erstmals einen Eindruck von der künstlerischen Bedeutung des Tafelwerkes und verhilft dem Künstler zum Durchbruch in der DDR. 1969 nimmt der Künstler auch an der „Biennale Konstruktiver Kunst“ in Nürnberg teil. Mit der Teilnahme an der Nürnberger Ausstellung vertritt Glöckner acht Jahre vor der ersten staatlich sanktionierten Präsentation sozialistischer Staatskunst – auf der Documenta VI. 1977 – nonkonforme Kunst aus der DDR, was ihm internationale Beachtung einbringt. Ebenso seine Teilnahme an der Ausstellung „Der Konstruktivismus und seine Nachfolger“ in der Stuttgarter Staatsgalerie im Jahr 1974. Das internationale Ansehen Glöckners entwickelt sich auch durch Ausstellungsbeteiligungen im Stedelijk Museum Schiedam 1973 und im Tokioter Nationalmuseum für Moderne Kunst 1976 sowie durch die Teilnahme an dem 1. und 2. Internationalen Plastik-Symposion in Lindau am Bodensee 1972 und 1973. 1977 erhält der Künstler auf der „4. Graphik-Biennale Fredrikstad“ in Norwegen die Goldmedaille. Auf internationalen Ausstellungen ist Glöckner Anfang der 80er Jahre im Musée d`Art Moderne de la Ville Paris und im Palazzo Pitti Florenz vertreten. 1983 bezieht Hermann Glöckner im umgebauten Künstlerhaus in Dresden-Loschwitz Atelier und Wohnung. 1984 erhält er vom Verband der Bildenden Künstler die Hans-Grundig-Medaille, für sein malerisches und graphisches Gesamtwerk den Nationalpreis. Trotz seines hohen Alters nimmt er weiterhin an nationalen Ausstellungen in Dresden, Altenburg, Bonn und Esslingen sowie an der IX. Kunstausstellung der DDR teil. Hermann Glöckner stirbt am 10. Mai 1987 in West-Berlin.