Sommertage an der Ostsee – FAZ/Camilla Blechen vom 28.7.2023


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Zum 49. Mal lockt die Ahrenshooper Kunstauktion Sammler ins Ostseebad. Sie können sich auf Bilder von Carl Malchin, Lyonel Feininger und anderen freuen.

Wie in jedem Sommer locken die Veranstalter der Ahrenshooper Kunstauktionen am 5. August zur Versteigerung von hundert Gemälden und Arbeiten auf Papier in die Strandhalle des Ostseebades. Vollmundig als „absolutes Highlight“ gepriesen, behauptet Carl Malchins wolkenverhangener „Sommerweg zur Mühle mit Blick auf Schwerin“, der 22.000 bis 26.000 Euro einspielen soll, eine der beiden attraktivsten Positionen. Im Schätzpreis übertroffen wird das charakteristische Bild des Mitgründers der Ahrenshooper Künstlerkolonie durch Elisabeth von Eickens „Dornenhaus im winterlichen Tauschnee“ (Taxe 24.000 bis 28.000 Euro), dessen Zweitfassung bis zum 24. September in der Hallenser Kunsthalle Talstraße zu besichtigen ist.

Bei Wanderungen auf Rügen fiel dem gebürtigen Amerikaner Lyonel Feininger der monumentale Holzbaukörper der „Bockwindmühle“ ins Auge. Mit 12.000 bis 14.000 Euro liegt die Schätzung der 1901 ausgeführten Bleistiftzeichnung über derjenigen der elf Jahre später entstandenen, für 6000 bis 9000 Euro abrufbaren Kaltnadelradierung „Das Tor“ („The Gate“) – jenes berühmte Blatt, das Feiningers Stilwende zum Kubismus.

Nicht weniger als 8000 bis 10.000 Euro erbringen soll Ernst Wilhelm Nays 1936 datierte Rohrfederzeichnung „Fischer am Strand“, auf der die Eigner der Segelboote auf wundersame Weise mit ihren Schiffen verschmelzen. Auf einem Jugendwerk des Berliner Secessionisten Walter Leistikow navigieren „Krabbenfischer“ auf weitem Meer (3600/4600). Die Worpsweder Moorlandschaft inspirierte Otto Modersohn, den Ehemann der weit populäreren Paula, zu „Spätsommertag an der Wümme“ (11.000/14.000). Als einzige Skulptur im Parcours zweidimensionaler Darstellungen fällt bei einer Taxe von 8000 bis 11.000 Euro die Kleinplastik „Haarkämmende“ von Gerhard Marcks auf, eine 1971 bei Barth in Rinteln gegossene Bronze, die auf ein Gipsmodell zurückgeht, das der im „Dritten Reich“ verfemte Bildhauer 1944 vorgeformt hatte.